"Tagestips vom Samstag, 14. Januar 2006"

Abgründiger Humor

Kabarett

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"Unter aller Sau" heißt das Programm von Harald Effenberg, passend dazu des Comedians Kostümierung

Der Witz ist per Definition ein geistreicher Spaß. Ein Scherz, der eine sehr kurz gefaßte Begebenheit in einem überraschenden Schlußeffekt belustigend zuspitzt. Rein theoretisch verspricht das erstklassige Unterhaltung. Doch wir alle wissen aus leidiger Erfahrung, daß die Stimmung nach einem harmlosen "Kennen Sie den?" oft genug ins Bodenlose abstürzt. Es gibt nämlich ungeheuer viele miese Witze und, Hand aufs Herz, die meisten von uns versemmeln zudem auch noch die Pointe.

Wie man jedoch mit ultimativen Witzen 90 Minuten lang so sehr begeistert, daß die Zwerchfelle hinterher drei Tage an einem Muskelkater laborieren, zeigt Harald Effenberg heute Abend zu später Stunde mit seinem Spaß-Marathon "Unter aller Sau" in den Wühlmäusen.

Der 1957 in Pätz bei Königs Wusterhausen geborene Berliner Schauspieler ist eigentlich bekannt für seine literarisch-ambitionierten Soloprogramme. Aber er ist auch ein begnadeter Witze-Erzähler. Ein ungekrönter König des abgründigen Humors. Auch unterhalb der Gürtellinie. Schließlich kann man mit etlichen Witzen wunderbar schweinigeln, weshalb der zweite Teil der mitternächtlichen Scherzstunde auch nicht jugendfrei ist.

Bevor es aber sexistisch und politisch höchst unkorrekt frauen- und männerfeindlich auf das tiefergelegte Stammtischniveau von schwerst alkoholisierten Junggesellen hinab geht, sind die Pointen noch absolut schwiegermutter-tauglich. Der Hüne Effenberg spannt den Bogen von Klassikern wie "Klein Fritzchen" bis zu kuschelnden Schafen und notgeilen Bären.

Bei Harald Effenberg irren Schildkröten durch die Wüste, taumeln Rentner durchs Bordell und spielen blinde Feuerwehrleute Golf. Das ist nichts für zartbesaitete Seelen, die zum Lachen vorsichtshalber in den Keller gehen, denn dieser Irrsinn hat Methode.

Harald Effenberg: Wühlmäuse, Pommernallee 2-4, Charlottenburg. Tel.: 30 67 30 11. Heute 23 Uhr. 16 Euro.

Ulrike Borowczyk

Aus der Berliner Morgenpost vom 14. Januar 2006